Reise vom 22.09. – 08.10.2025
Stationen in Berlin, Zingst, Schaprode – Insel Hiddensee, Röbel und nochmal Berlin
Fischland-Darß-Zingst und Insel Hiddensee
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft – Detailkarte:
Nach einem Zwischenstopp in Berlin bei meiner Schwester Renate landeten wir auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in dem Ort Zingst auf dem Campingplatz Düne 6. Quartier für eine Woche. In Schaprode auf der Insel Rügen verbrachten wir zwei weitere Nächte und fuhren für einen Tagesausflug mit einem Schiff auf die Insel Hiddensee. Auf der Rückfahrt nach Berlin nahmen wir im Hafen von Röbel (Müritz) einen Stellplatz für eine Nacht. In Berlin blieben wir dann noch bis Mittwoch bei Renate für ein Fotoprojekt, für zwei interessante Besuche im Berliner Ensemble (Die 3 Groschenoper, De Profundis) für einen Besuch bei Sabine Zimmer und um Volker zu treffen, der am Dienstag noch dazu kam.
Ende September / Anfang Oktober können in McPomm unzählige Kraniche auf ihrer jährlichen Migration von Skandinavien in den warmen Süden in Frankreich oder Spanien (Extremadura) beobachtet werden. Schon während der Fahrt in den Norden sahen wir neben der Autobahn bei Linum, bei Röbel und auf Rügen Graukraniche. Also weit verstreut in einem großen Gebiet.
Tagsüber können die grauen Vögel auf den Feldern im Hinterland der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bei der Suche nach Futter, beim Putzen des Gefieders, beim Spielen, Streiten, Tanzen und beim Trompeten beobachtet werden. Bei Sonnenaufgang verlassen sie ihre sicheren Schlafplätze in großen Gruppen bei Pramort und kehren bei Sonnenuntergang wieder dorthin zurück. Zum Leidwesen des Fotografen ist dann nur noch wenig Licht vorhanden. Deswegen muß die ISO Zahl (Auflösung) immer weiter hoch geschraubt werden, was die Bildqualität beeinträchtigt (Rauschen). In der freien Natur fordert außerdem tagsüber die Fluchtdistanz der Vögel und der Sonnenstand (Gegenlicht) die Fotografen heraus. Schließlich sind nicht nur 2 oder 3 Kraniche unterwegs sondern manchmal so viele, dass man nicht weiß wo man mit fotografieren anfangen werden soll.
Ein empfehlenswerter, sehr guter Beobachtungsort ist das Kranorama bei Günz, welches während der Migrationszeit geöffnet ist. Daneben wurde das NABU Erlebniszentrum Kranichwelten in 2025 neu eingerichtet. Diese Ausstellung über das Leben der Kraniche ist das ganze Jahr geöffnet.
Auf den nahen Wiesen vor dem zweistöckigen Kranorama wird Futter (Mais / Weizen) ausgestreut um die Tiere von der Futtersuche auf den Feldern abzulenken (Ablenkfütterung). Das lockt die Graukraniche und Gänse an und schont die Felder der Bauern. Mit Spektiven oder Teleobjektiven gelingt die Beobachtung hier recht zuverlässig und sehr gut. Die Jungvögel erkennt man an ihrem bräunlichen Gefieder. Die haben aber schon annähernd die gleiche Größe wie die erwachsenen Vögel mit ihrem grauen Gefieder und roten Hinterkopf. Erstaunlich, dass sie nach wenigen Lebensmonaten schon den Weg ins Winterquartier angehen können. Zwei beringte Graukraniche konnte ich erkennen, einer wurde in Polen beringt, ein anderer in Schweden. Auf den Wiesen herrscht ein stetiges Landen und Starten. Ein Reh tritt auf die Bühne, evtl. verursacht es einen Massenstart von Graugänsen.
Die Meiningenbrücke auf dem Weg von oder nach Zingst ist zumindest in den Abendstunden ein lohnender Beobachtungsort. Hier fliegen die Graukraniche in großen Scharen und in geringer Höhe über die Brücke und manche Tiere legen eine Verschnaufpause in den nahen, seichten Boddengewässern ein.
Manche Vogelschwärme sind so groß, dass man alle Gruppenmitglieder nicht auf einmal mit der Digitalkamera erfassen kann. Mit der Kamera meines Smartphones konnte ich hier die Überflieger in ihrer typischen V-Formation filmen und dadurch auch den Klang ihrer Trompeten aufnehmen.
Am westlichen Rande von Zinst gibt es eine Aussichtsplattform auf die Insel Grosse Kirr. Von dort aus lässt sich der abendliche Kranicheinflug mit entsprechenden optischen Geräten verfolgen. Z.B. mit Ferngläsern kann beobachtet werden, wie die Luftakrobaten mit ausgeklapptem Fahrgestell landen und wenig später weiterfliegen zum Schlafplatz Pramort.
Die Beobachtung des Einflugs auf die Grosse Kirr von einem Ausflugsschiff ist ab Hafen Zingst möglich, aber nicht erforderlich. Das Geld kann eher in ein oder besser zwei lecker Fischbrötchen investiert werden.
Die Beobachtungshütte am Pramort ist tagsüber frei zugänglich bis 15 Uhr. Dort konnten wir Dachshunde beobachten, die auf herabfallendes Obst warteten. Zur Zeit der Kranichmigration ist die Hütte abends nur für 60 Personen freigegeben, kostet einen kleinen Beitrag und liegt ca. 15 km östlich von Zingst. Da es abends nach dem Einflug der Kraniche schon recht dunkel ist, kam diese Option für mich nicht in Frage. In der Dunkelheit kann ich nicht mit dem Rad fahren. Mir fehlt der Boden unter den Reifen.
Alternativ gibt es in Zingst das Angebot in die Nähe von Pramort mit dem Ausflugsschiff namens Seestern zu fahren. Das haben wir in Anspruch genommen und in der Dämmerung den Einflug der Vögel des Glücks, z.B. mit dem Mond im Hintergrund, beobachten können.
Leider darf das Schiff in den flachen Boddengewässern nur vorgegebene Routen fahren und auch nicht in die Nähe zu den Schlafplätzen der Kraniche. Ist auch gut so. Das Rotwild und die Wasserbüffel am Pramort können mit bloßem Auge kaum erkannt werden.
Auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst lässt es sich locker mit dem Fahrrad fahren. Auf den ebenen Radwegen am Deich entlang oder am Rande der Boddengewässer. Jedoch nur solange der Wind von Hinten kommt. Wehe er kommt von Vorne. Radtouren führten uns bis zum Pramort, ein andermal über den Leuchtturm am Darß zum Künstlerort Ahrenshoop und zurück nach Zingst.
Einmal umrundete ich den Saaler Bodden und den Bodstedter Bodden mit meinem Ridley Crossbike – 86km kamen da zusammen. Dabei konnte ich in den eher kleinen Ortschaften schöne, reetgedeckte Häuschen entdecken oder sogenannte Zeesboote in den kleinen Häfen die für die Boddengewässer tauglich sind.
Auf der Hin- und Rückfahrt mit dem WoMo nach bzw. von Schaprode konnten wir neben der Straße größere Kranichansammlungen beobachten. Das sind eher zufällige Begegnungen, werden aber dankend angenommen.
Die Insel Hiddensee darf von Touristen nicht mit PKWs besucht werden. Per Schiff geht es ab Schaprode über die Boddengewässer auf vorgegebenen Routen auf die Insel. Fahrräder dürfen mitgenommen werden. Die Strecke bis zum Leuchtturm Dornbusch beträgt ab Hafen Neuendorf ca. 12km.
Vitte scheint der Hauptort auf der Insel Hiddensee zu sein. Gäste ohne Fahrrad werden mit Pferdekutschen transportiert oder gehen zu Fuß. Gepäck wird in kleinen, unzähligen, am Hafen geparkten Handschubkarren, die mit dem Hotelnamen gekennzeichnet sind, transportiert. Familien können Ferienhäuschen mieten. Oben vom Leuchtturm herunter bietet sich ein Rundblick bis nach Dänemark zu den Kreideklippen bei Möns Klint. Sabine wagt einen Blick in das Künstlerhaus „Blaue Scheune“ in Vitte. Das Sommerhaus des Schriftstellers Gerhard Hauptmann steht in Kloster. Der Buchladen davor verkauft allerhand diverse Literatur.
Schließlich gibt es in Röbel an der Müritz noch die Möglichkeit die Kraniche beim abendlichen Anflug auf den Schlafplatz am Großen Schwerin mit Steinhorn zu beobachten. Am späten Nachmittag konnte beobachtet werden wie ein angreifender Seeadler die anwesenden Gänse auf dem Großen Schwerin in Aufregung brachte. Die Gänse flüchteten schnatternd vor der fliegenden Schranktür. Trotz mehrerer Angriffsversuche hatte der Seeadler in der großen Gänseschar keinen Erfolg. Möglicherweise ist er für solche Jagden zu groß und schwerfällig.
Sowohl von Land aus als auch auf Ausflugsschiffen ab Röbel oder Waren können hier die Graukraniche gesehen werden. Morgens gelingt die Beobachtung der Kraniche beim Start in ihren Tag mit der aufgehenden Sonne im Hintergrund. An diesem Morgen liegt Nebel über der Müritz, da die Lufttemperatur nur 2-3° C beträgt und das Wasser der Müritz deutlich wärmer ist. Angler im Nebel.
Kranichberingung
Vor dem Kranorama konnten zwei beringte Kraniche gesichtet werden. Das Foto zeigt ein Beispiel mit der Markierung 3 mal rot am linken Bein – steht für Schweden oder Norwegen. Ein anderer trug 3 grüne Ringe – steht für Polen.
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