Sowohl die verschiedenartigen und verschiedenfarbigen Polarlichter in der Nacht, als auch die oft den ganzen Tag über tiefstehende und goldstrahlende Sonne verzaubern die bergigen, teils schneebedeckten Landschaften in Nordnorwegen Anfang November 2023 in mitreißende Lichtstimmungen. Durch die künstliche Beleuchtung jedes einzelnen Hauses, egal wo es steht, kommt schon Anfang November Weihnachtsstimmung auf.
Diese Lichtstimmungen wahrzunehmen und mit den Kameras einzufangen war unser Ziel. Keine leichte Aufgabe, da die Launen der Natur eine wesentliche Rolle spielen.
In der Woche vom 07. bis zum 14. November war auf den Lofoten Tag und Nacht klarer Himmel. Eine entscheidende Voraussetzung für die Beobachtung der Polarlichter in der Nacht. Zudem gab es Anfang November größere Sonnenwind Eruptionen auf der Sonne, sodass sogar in Südeuropa am 06.11. Polarlichter beobachtet werden konnten. Am 13. November war Neumond, also günstig hinsichtlich der Lichtverschmutzung. In der zweiten Woche machte sich mehr und mehr der Winter breit. In Tromsö hatten wir am Ende der Reise 20-30cm Neuschneee.
Unsere beobachteten Erscheinungsformen der Polarlichter – Northern Lights – in dieser Woche.
Bogen, Bögen
Strahlen
Vorhänge
Bänder
Korona
Eine Korona erscheint direkt vom Himmel herunter und lässt dem Betrachter Raum für seine Phantasie. Der Beobachter steht wie unter einer Lichtdusche.
Diffuse Schleier
Pulsierende Flecken
… sind sehr selten und von uns vermutlich nicht beobachtet worden. Deshalb hier auch kein Foto.
Bedeckter Himmel
Milchstrasse oder Sternbilder mit Polarlichtern
In einer Nacht mit Neumond konnten schwache Polarlichter zusammen mit der Milchstrasse fotografiert werden. Mit bloßem Auge erscheinen die Polarlichter eher wie helle Wölkchen am Himmel.
Die goldene Stunde – nennt man die Zeit nach Sonnenaufgang bzw. vor dem Sonnenuntergang in der die Sonne ein goldfarbenes Licht wirken lässt. Die goldene Stunde weilte zu dieser Jahreszeit im November den ganzen Tag.
Goldene Stunde mit Wasserspiegelung / Polarlicht
Die blaue Stunde ist die Zeit vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang in der der Himmel eine intensive blaue Farbe beim Fotografieren abgibt.
Sonnenuntergang bei Henningsvaer um 14:30 Uhr –
Tromsö – Abschluß der Reise zu den Lichtern im Norden bei buntem Kunstlicht
Polarpark
Der Besuch des Polarparks bei um die -20° war nur von kurzer Dauer. Die Bären hatten sich schon in den Winterschlaf begeben. Denen war’s zu kalt ….
Zwei Seeadler bei Hamn-i-Senja.
Die Reiseroute / Standorte
Von Süd nach Nord – Bodö, Mortsund, Svolvaer, Harstad, Hamn i Senja, Malangen, Tromsö
In den Sommermonaten kann in den Regionen von Nordnorwegen der Mittsommer erlebt werden. Bin gespannt auf diese Eindrücke.
Detaillierter Reiseverlauf und Fotostrecken
Auf der Anreise nach Norwegen über Düsseldorf besuchten wir in Bochum am Sonntagabend das Musical – Starlight Express. Der Titel passt zufällig zu unserem Reisethema. Beim Anflug auf den Flughafen von Bodö in Nordnorwegen am Montagabend konnten nach mehreren Versuchen die ersten Polarlichter mit der Kamera aufgenommen werden. Aufgrund der Doppelverglasung der Flugzeugfenster und der damit einhergehenden Reflexionen etwas schwierig. In Bodö angekommen entdeckten wir auf dem Fußweg zum Hotel die ersten Polarlichter in Form von Bändern über der hell erleuchteten Stadt.
Am folgenden, späten Nachmittag ging es mit einem Mietwagen und einer Fähre auf die Lofoten, zunächst zum Fährhafen nach Moskenes. Bei der Ankunft auf den Lofoten war der Himmel aufgrund von Bewölkung dunkel. Nachdem wir ein paar Kilometer in Richtung Mortsund gefahren waren stoppten wir an einem Parkplatz mit wenig Lichtverschmutzung. Hier entdeckten wir helle, grünliche Stellen zwischen den Wolken. Die hellen Stellen breiteten sich mehr und mehr aus, weil sich die Wolken verzogen und den Blick in den Sternenhimmel mehr und mehr freigaben. Schließlich entwickelte sich ein beeindruckendes Polarlicht Schauspiel über dem Meer und direkt über uns, vermutlich ein Substorm. Die Fahrt ging dann weiter zum Strand von Flakstad, wo am Himmel über dem Meer in nördlicher Richtung von West nach Ost ein langgestreckter Polarlicht Vorhang deutlich zu sehen war und über den Wolken bzw. Bergen verschwand. Hier verweilten wir eine Zeit lang, beobachteten und fotografierten die sich ständig verändernden grünen und roten Lichter am Himmel. Auf der Weiterfahrt konnte noch die Kirche von Flakstad in ein Polarlicht Foto eingefügt werden. Die hell erleuchtete Kirche wurde mit einem Finger vor dem Objektiv abgedunkelt. Auf der Weiterfahrt machten wir einen Abstecher zum Haukland Strand. Hier konnten allerdings nur noch diffuse Polarlichter am ganzen Himmel verteilt fotografiert werden. Unsere Unterkunft in Mortsund erreichten wir schließlich erst kurz nach Mitternacht. Selbst hier konnten von der Terrasse aus Polarlichter und und weitere Schauspieler des Nachthimmels beobachtet werden: Jupiter, die Pleijaden (Siebengestirn) , das Sternbild Orion war aufgegangen und schließlich hatte gegen 01:45 die Mond noch einen Auftritt. Der stieß leider gegen einen Berg.
Die erste Nacht auf den Lofoten
Am folgenden Tag war der Sonnenschein für uns nur von kurzer Dauer, da wir nach der aufregenden Nacht erst gegen 11 Uhr aus den Federn krochen und die Sonne sich gegen 15 Uhr schon wieder in den Feierabend verabschiedete. Vorbereitung auf die zweite Polarlichtjagd Nacht. Bei der abendlichen Fahrt zum Uttakleiv Strand wurde ein mehrfach kräftiges Polarlichtband im spiegelglatten Meer reflektiert. In Uttakleiv angekommen , konnten wir das faszinierende Schauspiel am Himmel über dem Strand und Meer weiter verfolgen. Auch an diesem Abend steigerte sich die Intensität der Lichter immer mehr, intensive grüne und rote Farben tanzten am Himmel. Bis dem Schauspiel der Energienachschub ausging und wieder in sich zusammenfiel.
Der folgende Tag führte uns tagsüber nach Reine im Süden der Lofoten sowie nach Vikten, wo zumindest im Sommer eine Glasbläserei in Betrieb ist. Durch die spiegelglatte Meeresoberfläche fanden wir entlang der Fjorde und in den Ortschaften Fotomotive zuhauf. Über dem Hafen von Reine kreisten Möwen und darüber noch ein Seeadler. Sie hofften wohl auf Futter aus der Fischerei.
Die dritte, intensive Polarlichtnacht konnten wir nahe der kunstlichtarmen Unterkunft in Mortsund beobachten. Hier war bereits am frühen Abend ein grünes Band am Himmel zu sehen welches die Meeresoberfläche in eine grüne Fläche verwandelte. Die Intensität der Polarlichter wurde stärker und es entwickelten sich mehrere parallele Bänder am Himmel. Ein Haus auf der einen Seite und ein Berg auf der anderen Seite konnten in die Fotos integriert werden. Die Intensität der Polarlichter wurde plötzlich so stark, dass wir auch lilafarbene, bandförmige Lichter beobachten und fotografieren konnten. Das Finale endete in einer Polarlicht Korona bei der man den Eindruck hat, das Licht schießt direkt vom Himmel auf den Beobachter herab, so als ob er unter einer Dusche steht. In diesen Momenten kann man phantastische Lichtfiguren beobachten und fotografieren. Kurz danach ist der Spuk dann wieder vorbei gewesen und es war noch längere Zeit ein Restrauschen am Himmel zu beobachten.
Bevor wir am Freitag den Standort nach Svolvaer wechselten besuchten wir den Fischerort Nusfjord und spazierten ein Weile in dem gut erhaltenen Museumsdorf umher.
Der Standort in Svolvaer war eine urige Rorbuer Unterkunft – Svinöya Rorbuer. Auf der Fahrt kamen wir noch am Wikingermuseum bei Borg vorbei. Es hatte leider geschlossen. Dafür machten wir einen Abstecher nach Eggum, wo nicht weit entfernt eine Skulptur namens Hode steht. Das spezielle an der Skulptur ist, dass sie einen menschlichen Kopf darstellt, der sich bei der kreisförmigen Umrundung um 180° durch den Betrachter um 180° umdreht, sodass der Kopf dann mit der Schädeldecke auf der Basis steht. Ein geniales Kunstwerk. Wie kommt jemand auf die Idee?
Abends konnten wir in Svolvaer, unweit von unserer Unterkunft, Polarlichter über der Stadt und dem beleuchteten Berg Flöya beobachten und fotografieren. Lange Zeit stand eine Bandform am Himmel. Gegen 23:20 wurde das Lichterspiel über der Stadt intensiver und es tanzte ein grün und rot leuchtendes Strahlengebilde scheinbar direkt über unserer Unterkunft. Trotz der Lichtverschmutzung durch die Kunstlichter der Stadt, konnten die Polarlichter deutlich beobachtet werden. Nach kurzer Zeit zeigten sich noch diverse grüne, gekräuselte Formen, bevor das Lichtspektakel gegen 00:00 abflaute.
Am Samstag, 11.11., fuhren wir über Kabelvag nach Henningsvaer an der Ostküste der Lofoten. Auf dem Weg bot sich die aus Holz gebaute Lofoten Kathedrale, die Vagan-Kirche, als Fotomotiv für Mehrfachbelichtungen an. Bei einem Dorfrundgang in Henningsvaer und in der näheren Umgebung inspizierten wir günstige Positionen für die Polarlichtbeobachtung in der kommenden Nacht. Eine Besonderheit in dem Ort ist der Fußballplatz auf einer Insel. Der Platz und die Umgebung könnten mit einer Foto-Drohne aus der Luft aufgenommen werden. Entgegen der vorhergesagten Polarlichtaktivität war an dem Abend während unserer Beobachtungszeit leider kaum etwas von Polarlicht am Himmel zu sehen. Die Milchstraße bot sich als Fotomotiv an, gepaart mit schwachem Polarlicht.
Sonntags fuhren wir weiter zur nächsten Unterkunft nach Harstad. Die Fahrt mit einer Fähre sorgte bei Sabine für heftige Schmerzen im kleinen Finger, weil sie sich diesen beim Aussteigen aus dem Auto – selber – in die Türe einklemmte. Wie das geht weiß ich auch nicht. Jedenfalls großes Aua. Das Hotel in Harstad bietet günstige Übernachtungsmöglichkeiten im Prinzip mit Vollpension. Am Abend fuhren wir an die Küste zum Aussichtspunkt Nupen. Dort mußten wir und eine Gruppe Amerikaner feststellen, dass Polarlicht launisch sein kann. Es waren mit bloßem Auge im Prinzip nur ein paar helle Wölkchen zu sehen.
Der folgende Tag führte uns zunächst zum Polarpark. Dort kann man bei Eiseskälte Tiere besuchen, die sich in den Polarregionen bei den Temperaturen um -20° wohlfühlen. Der Besuch war von kurzer Dauer, zumal nicht alle Gehege zugänglich waren und der ganze Park scheinbar Winterschlaf hielt. Trotzdem gelangen ein paar Fotos durch den Maschendrahtzaun hindurch.
Am Abend erreichten wir Hamn i Senja. Eine sehr komfortable Anlage mit der Möglichkeit zur Polarlichtbeobachtung abseits von störender Lichtverschmutzung. Tagsüber bieten sich Bootsausflüge in die Karibik Norwegens und zur Seeadlerbeobachtung an. Rafting in Meeresströmungen ebenso, Hier konnten wir bei klarem Himmel in der Nacht unsere letzten, eher schwachen Polarlichtfotos auf dieser Reise aufnehmen. Zum Teil gepaart mit der Milchstraße waren schwache Lichter in gewisser Entfernung über dem Meer zu beobachten.
Hamn i Senja , Gryllefjord – Tungenes
Für den Rest der Woche herrschte bewölktes Winterwetter wobei wir zum Wochenende hin mit 20-30cm Neuschnee konfrontiert wurden. Durch die Wolken hindurch können Polarlichter nicht beobachtet werden. Der Himmel bzw. die Wolken leuchten vielleicht ein wenig diffus grün, aber mehr ist nicht zusehen.
In Malangen-Resort ist für die Polarlichtbeobachtung ein Camp Nikka eingerichtet. Dies liegt abseits im Wald am Rande eines Sees mit Blick in Richtung Norden. Bei günstigen Bedingungen sicher eine gute Adresse. Wir liehen uns tagsüber Schneeschuhe und umrundeten den See Nikkavatnet – ca. 3km.
Abschluß der Reise war schließlich in Tromsö. Das Tor zur Arktis. Die betriebsame Stadt bietet zum Finale in der Nacht nochmal bunte Fotomotive mit Kunstlicht. Ein Schiff der Hurtigruten liegt im Hafen und entlässt aus seinem Bauch die Passagiere, in roten Jacken gekleidet, zu Ausflügen in die Stadt. Weihnachstimmung kommt hier schon Mitte November auf. SOS, die Stadt versinkt im Schnee. Ab 28.11 bis zum 13.01 ist hier Polarnacht.
Danksagung für die Geschenke zum 60. Geburtstag
Ein Geschenk zu meinem 60. Geburtstag ist ein zweistündiger Flug mit einem Hubschrauber über die Schweizer Bergwelt. Ohne Sabine – dafür mit einem fremden Fotografen. Dafür bin ich eher nicht der Typ. Vielleicht aus Angst – zum Einen wegen der Absturzgefahr und zum Anderen in der kurzen Zeit nix Vernünftiges auf die Reihe bzw. in die Kamera zu bekommen.
Lieber Polarlichter erleben in Norwegen. Die zwei Wochen in Nordnorwegen / Lofoten organisierten wir komplett selber unter Orientierung an den Berichten des Fotografen Stefan Seip. In den zwei Wochen hatte ich die erforderliche Zeit, um auf der Jagd nach den Polarlichtern das Fotografieren dieser teils phantastischen Lichterscheinungen zu üben. Sabine konnte diese Erfahrung ebenso aufnehmen. Solange die Sonne tagsüber vom Himmel strahlte, nahm ich eine warme Lichtstimmung wahr und versuchte die auf die Platte zu bannen. Vielleicht ist auch ein wenig von der Kälte zu spüren. Man muss nur genau hinschauen. Also, danke an alle Sponsoren dieser erlebnisreichen Expedition.
Ein weiteres Geschenk zu meinem 60. Geburtstag, von Renate und Volker, war ein Wochenende im Juni 2021 zum Thema Actionfotografie – Seeadler, Milan & Co. Mit dem Fotografen Holger Tange aus Hamburg und Fred Bollmann von Ranger Tours aus Feldberg ging es in einer kleinen Gruppe mehrmals mit einem Elektroboot auf die umliegenden Seen von Feldberg. Hier der Link zu diesen Fotos:
Moin Erwin,
am ersten Advent haben wir uns statt einer angezündeten Kerze, deine phantastischen Aufnahmen der Polarlichter auf den Lofoten als Lichtquellen angeschaut: Ich habe zwar schon einiges gesehen im Norden – was du eingefangen hast ist aber etwas Besonderes. Selbst in Niedersachsen und Brandenburg gab es im November Nordlichtphänomene. Deine Aufnahmen bezeugen aber die Wahrnehmung der charakteristischen Landschaftsbilder Norwegens, die durch die Polarlichter einigen Gemälden von Landschaftsmalern, wie z. B. W. Turner, ähneln.